Philosoph und Dichter Xenophanes von Kolophon

Philosoph und Dichter Xenophanes von Kolophon

Eine der bedeutenden Persönlichkeiten der griechischen Antike war der um 570 vor Christus in Kolophon geborene Philosoph und Dichter Xenophanes.

Wie für Künstler der damaligen Zeit üblich hielt es der Dichter nicht lang in der Eintönigkeit einer Stadt aus.

So nutzte er die Vertreibung aus seiner Heimatstadt Kolophon, um im Alter von 25 Jahren die damalige „große und weite Welt“ zu suchen. Bis zu seinem Tod um etwa 470 vor Christus wanderte Xenophanes durch das damalige hellenistische Großreich, wahrscheinlich sogar bis nach Ägypten.

Die vielen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse seiner Jahre unterwegs, machten Xenophanes zu einem der ersten „Querdenker“ in der antiken Zeit, wenn nicht gar in der Menschheitsgeschichte, der von anderen Philosophen kaum verstanden wurde. Platon und Aristoteles äußerten sich über Xenophanes, das ihnen seine Lehren völlig unklar blieben, so das Aristoteles ihn für einen recht „schlichten“ Denker hielt. Heraklit formulierte einen Satz mit folgendem Wortlaut: "Selbst das Kennenlernen vieler Dinge hatte Xenophanes nicht das Verstehen gelernt".

Was war denn nun das Besondere in der Denkweise des Xenophanes?

Mit der Entdeckung eines Fossilienfundes auf einem Berg kam Xenophanes zu der Überlegung, dass das Wasser in der Vorzeit einmal die gesamte Erde bedeckt haben müsse. Wie sonst könnte ein solches Fossil auf den Berg gelangen. Daraus schloss Xenophanes weiter, das alles Leben aus Wasser und Erde entstanden sei, was auf die Ur-Schlamm Theorie verwies, und am Ende auch wieder zu Wasser werden würde. In seinem Kreislauf des Lebens werde dann die Erde vom Wasser weggeschwemmt so das neues Leben entstehen könnte. Xenophanes war ein früher Anhänger des Neptunismus, einer heute als veraltet geltenden geologischen Anschauung, wonach alle Gesteine Sedimentgesteine sind, sich folglich in den Ozeanen abgelagert haben müssen. Heute weiß man, das es im Gegensatz zum Neptunismus besonders die Lehre des Plutonismus oder besser des Vulkanismus ist, die in der Entwicklungsgeschichte der Erde von immanenter Bedeutung war. Für Xenophanes war das Meer der Entstehungsort der Wolken, die wiederum die Sonne und die Gestirne formten. Als besondere Form der Wolken betrachtete Xenophanes den Regenbogen.

Auch zu den griechischen Göttern schrieb Xenophanes sehr analytisch und etwas satirisch, das die Ähnlichkeit zu den Menschen und Vielzahl der angebeteten Götter schon sehr merkwürdig „Mensch gemacht“ sei. Er kritisierte damit öffentlich die Göttervorstellungen von Homer und Hesiod. Ein bis dahin kaum vorstellbarer Vorgang.  „Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“, ein religionssoziologischer Ansatz Xenophanes, den Albert Regenfelder folgender Maßen kommentierte: „Xenophanes ist ein Anti-Homer im Gewand des homerischen Sängers“.

Für Xenophanes war klar, nicht die Götter erschufen die Menschen sondern die Menschen erschufen sich ihre Götter. Eine durchaus treffende Erkenntnis vor bereits 2500 Jahren, die man hätte weiterdenken sollen.

Xenophanes folgert daraus eine frühe Form des Monotheismus, worin Gott ewig, einheitlich, unbeweglich und von vollkommener Gestalt ist, wie er in seinem philosophischen Hauptwerk „Über die Natur“ berichtet. Die lokalen Gottheiten, das Pantheon, können dabei durchaus erhalten bleiben.

Xenophanes wird von Wissenschaftlern deshalb oft als Vorläufer des kritischen Rationalismus angesehen. So auch von Karl Popper, der sagt, „dass das menschliche Wissen aus Vermutungen bestehe und die Wahrheit häufig als solche nicht erkennbar erscheint. Es ist aber durchaus möglich, sich der Wahrheit allmählich anzunähern: „Nicht von Anfang an haben die Götter den Sterblichen alles Verborgene gezeigt, sondern allmählich finden sie suchend das Bessere.“

Xenophanes’ Rationalismus führte ihn zu einer gleichsam agnostischen Position in Bezug auf die Götter. Zwar stellte er deren Existenz nicht in Frage, urteilte aber, dass der Mensch niemals etwas Gesichertes über die Götter wissen könne.

Es gibt nur wenig weitere Belege zu den Philosophien des Xenophanes aus der Antike, lediglich einzelne Bemerkungen aus den Aufzeichnungen anderer Philosophen. Xenophanes gilt als ein wichtiger Vertreter in einer Zeit des Wandels, weshalb er für spätere Philosophen als der „Sturmvogel der griechischen Aufklärung“ gilt, ganz im Sinne Hegels. Werner Jaeger sagt: „der erste griechische Denker, der als Persönlichkeit fassbar ist“.

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