Neolithikum - Jungsteinzeit - Pfahldorf

Neolithikum - Jungsteinzeit

Die Jungsteinzeit, auch Neolithikum ist eine Epoche der Menschheitsgeschichte, deren Beginn mit dem Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu sesshaften Bauern mit domestizierten Tieren und Pflanzen definiert ist.

Der Übergang zur neolithischen Wirtschaftsweise wird als Neolithische Revolution bezeichnet, die Verbreitung wird Neolithisierung genannt und vollzog sich weltweit unterschiedlich. Nomadische Lebensweise wurde im Zuge von Ackerbau und Viehhaltung gegen Sesshaftigkeit in Dorfgemeinschaften eingetauscht. Der Ackerbau schuf die Grundlage zu einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Nahrungsproduktion und Vorratshaltung führten zu einer größeren Unabhängigkeit von der natürlichen Umwelt und bilden die Basis für Bevölkerungswachstum. Dieser Prozess vollzog sich vor etwa 12.000 Jahren erstmals im Gebiet des „Fruchtbaren Halbmonds“, vor allem an den Südrändern von Taurus- und Zagrosgebirge. Noch bevor der dörfliche Hausbau aus Holz oder Stein archäologisch belegt ist, gab es in dieser Region bereits monumentale Tempelanlagen, wie auf dem Göbekli Tepeoder in Nevalı Çori (Südosttürkei).

Das Ende der Jungsteinzeit wird mit der regional einsetzenden Verarbeitung von Kupfer eingeleitet (Kupfersteinzeit), im Allgemeinen wird sie aber erst durch die Bronzezeit abgelöst. In Afrika folgt auf die Jungsteinzeit direkt die Eisenzeit.
Der britische Anthropologe Sir John Lubbock teilte in seinem 1865 erschienenen Werk Prehistoric Times die Steinzeit in die „Periode des geschlagenen Steins“ („Old Stone Age“ = Altsteinzeit) sowie die „Periode des geschliffenen Steins“, die er „New Stone Age“ = Jungsteinzeit nannte. Heute wird der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang von der aneignenden (Jäger und Sammler) zur produzierenden Wirtschaftsweise (Ackerbau, Viehzucht) in Verbindung gebracht. Da dies im archäologischen Kontext weitere Merkmale mit sich bringt, werden diese auch als „Neolithisches Bündel“ (engl.: „Neolithic package“) bezeichnet:

•    Domestizierung von Tieren und Pflanzen
•    Sesshaftigkeit der Bauern (Nomadismus auf Viehhaltung basierender Kulturen, etwa Transhumanz, bleibt bestehen)
•    Verbreitung geschliffener Steingeräte (Steinbeile, Dexel)
•    Ausweitung des Gebrauchs von Gefäßen aus Keramik

Das Auftreten des „Neolithischen Bündels“ innerhalb von etwa zwei Jahrhunderten gilt nur für die frühesten neolithischen Kulturen Mitteleuropas. Daher wird der von Gordon Childe postulierte Begriff Neolithische Revolution im Allgemeinen heute kritisch gesehen. Nach neuen Ergebnissen der Paläogenetik verdrängten die Bauern aus dem Karpatenbecken die Mesolithiker Mitteleuropas im Laufe des 6. vorchristlichen Jahrtausends jedoch nicht nur kulturell, sondern auch genetisch.

Zeitliche Entwicklung
•    11.500 bis 9500 v. Chr.: Proto-Neolithikum (auch Natufien).
Die Jäger- und Sammler- und Fischerkultur, die in der Levante und am mittleren Euphrat auftrat, war zumindest saisonal sesshaft, kannte allerdings weder Viehzucht noch Getreideanbau. Die Wohnplätze bestanden aus Rundhütten (Ohalo). Feuersteinwerkzeuge wurden noch nicht geschliffen, sondern in die gewünschte Form geschlagen.
Wichtige Fundorte: Jericho und Mureybet I A
•    9500 bis 8200 v. Chr.: Präkeramisches Neolithikum A, (Pre-Pottery Neolithic A, PPNA), ältere Phase des Akeramikums.
In dieser Zeit bestanden erste Siedlungen aus Rundhäusern (Trockenmauerwerk). Manche der Siedlungen liegen in der untersten Schicht späterer Tells. Die Kunst dieser Zeit beschränkte sich hauptsächlich auf Idole, kleine Steinskulpturen, die hauptsächlich Frauen, seltener Männer oder Tiere darstellten. Getreideanbau war zu dieser Zeit schon bekannt. Die Viehzucht lässt sich in diesem Frühstadium osteologisch noch nicht belegen, es wurden weiter Gazellen gejagt.
Wichtige Fundorte: Mureybet I B, II, III, Tell es-Sultan (Jericho), Göbekli Tepe III.
•    8200 bis 6800/6500 v. Chr.: Präkeramisches Neolithikum B, (Pre-Pottery Neolithic B, PPNB)
Die Häuser waren rechteckig oder quadratisch. Die Domestikation von Tieren ist festgestellt, eine Ausbreitung nach Westen fand statt, mit Floß und Einbaum auch übers Meer (Zypern). Meist weibliche Idole aus Stein oder Ton mit nur angedeuteten Gesichtern aber deutlich ausgeprägten Geschlechtsteilen traten nun auf. Werkzeugherstellung durch geschliffene Steinindustrie und erste ungebrannte Keramik ist bekannt.
Wichtige Fundorte: Nevali Çori, Göbekli Tepe II, 'Ain Ghazal.
•    6500 bis 5500 v. Chr.: Keramisches Neolithikum im Vorderen Orient (Pottery Neolithic, PN), ab etwa 6200 v. Chr. auch im östlichen Mittelmeergebiet
Totenbestattungen erfolgten nun außerhalb der Siedlung. Neben dem Getreideanbau waren auch Nutztiere bekannt, die Jagd war nicht mehr der Hauptfleischlieferant. Die Keramikherstellung verbreitete sich weiter. Archäologisch wird das Keramische Neolithikum in drei Phasen unterteilt: 
•    monochrome Phase, bemalte Phase und klassische Phase.
Die Grabung in Jericho und Mureybet, wurden von Jean Cauvin, Kathleen Kenyon und John Garstang durchgeführt. Auf sie geht die wissenschaftliche Systematik zurück.
•    5500 bis 3300 v. Chr.: Kupfersteinzeit (auch Kupferzeit, Chalkolithikum oder Äneolithikum) im Vorderen Orient
Beginn der Metallverarbeitung im Schmelzverfahren. Nun bilden sich auch gesellschaftliche Oberschichten, Fernhandel und stärker befestigte Siedlungen heraus.

Naher Osten

Funde aus Ohalo II. am See Genezareth in Israel zeigen, dass bereits vor 20.000 bis 22.000 Jahren Jäger und Sammler große Mengen unterschiedlichster Gräser, darunter wilder Weizen und wilde Gerste, als Nahrung nutzten. Darunter waren auch sehr kleinsamige Gräser, die vermutlich mit Schwingkörben geerntet wurden.

Der Übergang zur Landwirtschaft war – zumindest in der Levante – weniger eine „freiwillige“ Entwicklung als vielmehr eine aus der Veränderung der Umwelt resultierende Notwendigkeit zum Überleben. Die Großtierfauna (insbesondere die Gazelle) hatte diese Region schon sehr früh verlassen, weshalb in der Region zwischen oberemEuphrat und Mittelmeer vermehrt Wildgetreide auf Reibsteinen (Handmühlen) verarbeitet wurde. Die bislang ältesten Spuren von möglicherweise domestiziertem Getreide (in diesem Fall Roggen) fand man in Tell Abu Hureyra am syrischen Euphrat; sie werden auf ein Alter von 13.000 Jahren geschätzt. In dieser Zeit, dem Jüngeren-Dryas-Stadial, ließ eine lang anhaltende Dürre einen Großteil der wilden Getreidearten abwandern, weshalb die Menschen gezielt die dürreresistentesten züchteten. Zu den wichtigsten in dieser Gegend domestizierten Getreidearten gehört Gerste und vor allem Weizen.

In den trockeneren Gebieten von Judäa und im Sinai ging man nach dem Verschwinden der Gazellen dazu über, Wildziegen und Wildschafe in Herden zu halten. Eine Domestikation der Tiere lässt sich in Beidha bereits um 11.000 v. Chr. ableiten und ab 8300 v. Chr. belegen, da zu diesem Zeitpunkt Caproviden und Boviden aber auch Cervinalen (Damtiere) mit den Menschen nach Zypern gelangten. Sie muss daher weitaus früher erfolgt sein. Anfangs wurden Schafe und Ziegen ausschließlich als Fleisch- und Felllieferanten gehalten; um 7500 v. Chr. lässt sich die Nutzung des Sekundärproduktes Milch, später auch Wolle archäologisch belegen. Genetisch (Untersuchung Peltonen) weist der Beginn des Abbaus der Laktoseintoleranz, die bei allen Menschen zunächst bei 100 %t lag, auf einen frühen Genuss von Tiermilch. Dieser Erbfortschritt, Milchzucker (Laktose) verdauen zu können (Laktosetoleranz), wurde dabei, anders als die Fortschritte im Landbau, nicht im Nahen Osten, sondern einmal (etwa 3500 v. Chr.) südlich von Dänemark und später noch dreimal in Ostafrika gemacht (Massai) und ist noch heute nur in der einheimischen Bevölkerung von Nordeuropa allgemein vorhanden. Der Einsatz von Rindern als Zugtier vor dem Pflug ermöglichte schließlich den Übergang vom jungsteinzeitlichen Hackbau zu einer höheren Ackerbaukultur. Siehe dazu auch Geschichte des Transportwesens im Altertum.

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