Das Alte Rathaus von Rottweil – Baugeschichte Live erleben

Das Alte Rathaus von Rottweil – Baugeschichte Live erleben

Ein weiteres Highlight war klar der Besuch des Alten Rathauses von Rottweil, das 1321 erstmals urkundlich erwähnt wird.

Dankenswerterweise konnten wir mit Christiane auch eine kurze Besichtigung der faszinierenden Bau- und Gestaltungstechniken der letzten Jahrhunderte mit einigen Erläuterungen genießen. Etwa um 1480 wurde das Rathaus um das im Westen benachbarte Tigisheimsche Haus erweitert und um 1500 durch eine spätgotische Fassade äußerlich einheitlich gestaltet. 1521 erfuhr der Ratssaal im zweiten Obergeschoss mit dem Einbau der kassettierten Decke eine komplette Umgestaltung. Den baulichen Untersuchungen zufolge wurde in den Jahren 1552/ 53 das Dachwerk komplett neu aufgebaut, wobei echte Zimmermannskunst gefragt war.(Blick aus dem Rathausfenster).

Baukörper in das damalige Stadtbild eingefügt

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_rathaus-rottweil-1.jpgDie Buntglasfenster des Ratssaals datieren übrigens auf die Jahre 1553 und 1554. 1578 wurde die Gerichtsstube im ersten Obergeschoss erneuert und das Treppenhaus von der Rückseite ins Innere verlegt (wohl um das Jahr 1583). Der im Jahr 1564 längs der Rathausgasse errichtete zweigeschossige Anbau wurde im 17. Jahrhundert um eineinhalb Stockwerke erhöht. Dieser erhält gemeinsam mit dem Rathaus im Jahr 1884 eine neue Fassade mit Malereien durch F. Geigis aus Freiburg. Mit der Neugestaltung des Rathauses 1913 werden die Malereien entfernt und das Erdgeschoss durch zwei weiter Spitzbögen an der Hauptstraßenseite ergänzt.  2001 wird im Zuge der Fassadensanierung der Putz erneuert und die Dachgaube instandgesetzt.

Bei der Bauform des Rathauses handelt es sich um einen dreigeschossigen Eckbau, dessen Satteldach einseitig nach Osten abgewalmt ist und über einem gekehlten Traufgesims auskragt. Das Erdgeschoss ist zur südlichen Traufseite hin durch vier in Fenster umgestaltete Spitzbogentore mit kannelierten Gewänden gegliedert. In den beiden Obergeschossen liegen achsengleich vierteilige Steinpfostenfenster, die mittig durch Steinkreuze geteilt sind. Das Obergeschoss wird außerdem durch ein Sohlbankgesims von dem darunterliegenden Geschoss getrennt. Die schlichte Rundbogentür an der Ostseite wird durch einen auf Konsolen getragenen Balkon überragt.

Innengestaltung und Räumlichkeiten

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_rathaus-rottweil-2.jpgIm ersten Obergeschoss befindet sich die ehemalige Gerichtsstube: ein zweischiffiger Saal mit gefaster Bohlen-Balken-Decke. Um die vierteiligen Fassadenfenster sind Nischen auf einer Steinsäule gruppiert, welche auf 1578 datiert worden sind.
Der Nachbarraum (das Standesamt) besitzt eine spätgotische, gesprengte Bohlen-Balken-Decke, mit dreieckigem Bälkchenprofil, Lilien- und Herzblattschnitzerei an den Köpfen und Tartschen als Mittelmotiv.
Im zweiten Obergeschoss befindet sich das Dienstzimmer des Bürgermeisters. Die Glasmalereien stammen übrigens aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der Ratssaal wird zweiseitig von großen vierteiligen Fenstern in Stichbogennischen belichtet, die sich hier befindlichen Glasfenster sind zum Teil auf 1553/ 54 datiert. Decken und Wände sind vollständig vertäfelt, datieren gar auf das Jahr 1521. Ein großer Turmofen, datiert auf das Jahr 1761 sorgte hier einst für wohlige Wärme.

Auf dem in Ecklage von Rathaus- und Hauptstraße stehenden Massivbau ist als Kerngerüst des traufständig zur Hauptstraße ausgerichteten Dachwerkes eine liegende Dachstuhlkonstruktion in zwei Dachebenen erhalten.

Dachkonstruktion – Zimmermannsarbeit par excellance

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_rathaus-rottweil-3.jpgIn Kombination mit einem mittig stehenden Stuhl tragen die in die Dachbalken bzw. in die Kehlbalken gezapften Ständer stehende Pfetten. Angeblattete Kopfbänder stabilisieren den Knotenpunkt in Querrichtung und reichen von den liegenden Ständern über die Spannriegel bis zu den Kehlbalken. Verblattet sind auch die Gefügehölzer des im 1. DG aufgestellten Mittelständers. Der gleiche Ständer im 2. DG ist nicht ausgesteift.
Die beschriebene Konstruktion unterstützt die mit zwei verblatteten Kehlbalken ausgestatteten und in die Dachbalken gezapften Sparrendreiecke. Das Dachwerk besteht ausschließlich aus Nadelholz und besitzt eine Dachneigung von ca. 53 Grad.

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