Singidunum - Hauptburg der Keltengruppe der Skordisker

Singidunum - Hauptburg der Keltengruppe der Skordisker

Das Gebiet am Zusammenfluss von Save und Donau, heute Serbiens Hauptstadt Belgrad, war bereits seit der Mitte des Paläolithikums kontinuierlich besiedelt.

Spuren der neolithischen Vinča Kultur die zwischen dem 6. und 3. Jahrtausend v. Chr. im Bereich der mittleren Donau ansässig waren, erscheinen noch heute im Namen eines Belgrader Vororts. Nach Erkenntnissen des Archäologen Constantin Josef Jireček bestand an Stelle des heutigen Belgrads noch vor der römischen Gründung eine keltischer Siedlung, die durch die Skordisker Volksgruppe initiiert wurde:

„Sie gründeten hier ihre Hauptburg Singidunum, deren Befestigung wohl höchstens aus einer zyklopischen Mauer bestanden haben mochte. Nach der Unterwerfung Moesiens wurde der Vorort der Skordisker zu einem der wichtigsten Waffenplätze der Römer. An der Stelle der primitiven Keltenburg erhob sich ein regelmäßiges römisches Castrum, behielt aber den alten Namen, welcher noch im VII Jahrhundert als die letzte Spur des damals schon verschollenen keltischen Elementes fortlebte.“

Allgemein war die vorrömische Epoche der späteren römischen Provinz Mösien und mit dieser die Gründung des vorrömischen Singidunums mit den Skordiskern, einem Thrako-keltischen Stamm, verbunden. Die große Wanderung der keltischen Stämme bis an die Donau und letztendlich bis in die Region um Ankara, sowie deren Ansiedlung in der späteren römischen Provinz Pannonien an der Einmündung der Sava in die Donau wird auf Ende des 4 Jh. v. Chr. vermutet.

Die Skordisker waren ein thrakisch, illyrisch gemischter keltischer Volksstamm auf dem Gebiet der heutigen Staaten Serbien und Kroatien. Sie tauchen in der antiken Literatur erstmals bei Strabo auf. Archäologisch sind keltische Einflüsse in dem Gebiet ab ca. 300 v. Chr. belegt.

Die Skordisker fielen im 3. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland ein und ließen sich nach der Niederlage bei Delphi 279 v. Chr. schließlich östlich von der später römischen Metropole Sirmium, dem heutigen Sremska Mitrovica, am Zusammenfluss von Donau und Save nieder. Bei Belgrad legten sie ein Oppidum an. Sie spielten eine bedeutende Rolle bei der Besiedlung Transdanubiens. Strabo unterschied die benachbart siedelnden Großen Skordisker und die Kleinen Skordisker, die sich mit der dort ansässigen Bevölkerung (Illyrer und Daker) vermischt haben sollen, was durch die Archäologie bestätigt wird.

Die germanischen Kimbern, Teutonen und Ambronen durchstreiften 113 v. Chr., während ihrer Wanderung das Gebiet der Skordisker. Da letztere mehrfach Makedonien überfielen, lebten sie lange mit Rom im Konflikt. Um die Wende vom 2. Jahrhundert v. Chr. zum 1. Jahrhundert v. Chr. führten mehrere römische Gouverneure Feldzüge gegen die Scordisci an: 114 v. Chr. führen die Römer einen erfolglosen Feldzug gegen die Skordisker, um 12 v. Chr. müssen sie sich römischer Kontrolle unterworfen haben, was mit einer begrenzten Autonomie vergolten wurde.

Die Wirkung der keltischen Wanderung hatte dabei für die Geschichte der Balkanhalbinsel weit reichende Folgen, die sich durch Feldzüge nach Makedonien und Griechenland sowie einer Wanderung bis ins weit entfernte kleinasiatische Galatien auszeichnete. Auf welchem Wege sie bis zur Save gelangten bleibt aber unklar. Dass sie bereits im frühen 3 Jh. v. Chr. hier siedelten haben archäologische Funde in Gomolava, sowie die Entdeckung der latènezeitlichen Nekropole Rospi Čuprija im Stadtteil Karaburma bei Belgrad (einige Kilometer östlich des römischen Singidunums), sowie Viminacium gezeigt. Die Niederlassung der Skordisker an der Savemündung und Gründung Singidunums wird mit den expansisven Vordringen um 280 v. Chr. gesehen.

Zunächst kämpften die Skordisker mit den Triballern, einem indirekt von Herodot in der Bezeichnung der triballischen Ebene an der Mündung der Flüsse Angros (Westliche Morava) und Brongos (Südliche Morava) seit 480 v. Chr. für die Balkanhalbinsel bezeugten Stamm, sowie anderen thrakischen Stämmen. Der Tod des Makedonischen Königs Ptolemaios Keraunos 279 v. Chr. im Kampf gegen die Skordisker öffnete diesen den Weg nach Griechenland. Nach dem Misserfolg die Schatzhäuser von Delphi zu plündern und dem Selbstmord des Anführers Brennus kehrte ein Teil der Skordisker aus Griechenland an die Savemündung zurück und ließ sich dauerhaft nieder.

Das Erscheinen der Kelten an der Savemündung datierte der Historiker Iustinus nach der Rückkehr aus Delphi:
„Die Kelten, die den Krieg gegen Delphi unglücklich geführt haben, bei dem sie eher die Macht Gottes als der Menschen zu spüren bekommen haben, sind, nachdem sie ihren Führer Brennus verloren hatten und geschlagen wurden, teils nach Thrakien und teils nach Kleinasien geflüchtet. Von hier sind sie auf dem selben Weg wie beim Feldzug zurück in ihre Heimat gekommen. Eine Gruppe von diesen hat sich an der Save Mündung niedergelassen und begann sich Skordisker zu nennen.“ – Iustinus: Epitome XXXII 3, 6-8

Aufgrund der archäologischen Funde in Rospi Čupria ist aber eine Anwesenheit der Kelten auch schon vor diesem Zeitpunkt bei Sinigdunum bezeugt. Strabon berichtete weiterhin über die Ausbreitung der Skordisker die bis an die Siedlungsgebiete der Triballer und Moeser reichte. Die archäologischen Funde in Rospi Čupria sind dabei besonders für die älteste Epoche reichhaltig, reichen aber auch noch über das 2 Jh. v. Chr. in die 80er Jahre des 1 Jh. v. Chr. Dabei wurde die materielle Kultur der Skordisker durch eine starke Vermischung mit den Kulturen der Triballer und Autariaten geprägt. Der Niedergang der Skordisker in Moesien wurde durch Appian in den Kämpfen mit den Triballern und später den Römern erklärt. Claudius Ptolemäus kannte die Skordisker nur noch aus Pannonien wo sich noch bis zum 2 Jh. n. Chr. epigrafische Zeugnisse erhalten haben.

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