Pal Takats – Acropilot aus Budapest in Ungarn

Pal Takats – begnadeter Acropilot

Wir hatten das Glück diesen Ausnahmepiloten und Könner der Paragliding Szene einige Tage während der diesjährigen Tour durch die Türkei im Rahmen der Paragliding Competition Turkey zu begleiten.

Schnell sind wir zu begeisterten Fans geworden, konnten eine Vielzahl interessanter Gespräche führen und einen Einblick in sein Leben erhalten.

Sehr kontrovers sieht er selbst seine Rollen als sportlich engagierter Mensch, die ihn bereits an so viele verschiedene Orte der Welt führten, ausschlaggebend allein die Bedingungen für das Fliegen und den dortigen Witterungsbedingungen. Soll dies zum Hauptberuf und damit zur alleinigen Verdienstmöglichkeit werden? Ist damit ein „normales“, bürgerliches Leben überhaupt noch machbar? Will man dieses Leben überhaupt und generell?

Aber lesen Sie selbst wie Pal Takats seinen bisherigen Weg sieht:

"Ich wurde 1985 in Budapest geboren. Schon als Kind machte ich viel Sport. Fechten, Rollschuh- und Skateboard fahren, Snow boarden und auch naturnahe Sportarten wie Höhlenwandern, Klettern und Bergsteigen gehörten dazu. Während dieser Zeit sah ich viele Gleitschirmpiloten, die an einem örtlichen Startplatz oberhalb Budapests starteten, flogen und ich fing an, mich für das Gleitschirmfliegen zu interessieren. Ein paar Jahre später (Ende 2001), als ich 16 Jahre alt war, besuchte ich die ersten Grundkurse Paragliding. Aber weil ich noch studierte und kein Geld für die Ausstattung hatte, konnte ich in den kommenden zwei Jahren nur ca. 25 Stunden fliegen. Als ich die Schule abgeschlossen hatte, arbeitete ich als Fensterputzer auf Wolkenkratzern, um so das Geld für eine neue Ausrüstung zu sparen, damit ich dann jeden Tag fliegen konnte. Das Fliegen drängte alle anderen Sportarten gleich zu Anfang beiseite und es wurde eine Leidenschaft daraus. Ich merkte schon bald, dass ich mehr Herausforderung als viele andere Piloten brauchte. Das ist der Grund, warum sich meine Aufmerksamkeit im Winter 2003 auf das Acrofliegen richtete. Das war auch der Zeitpunkt, als ich Gábor Kezi kennenlernte. Diese Art zu fliegen öffnete neue Dimensionen, die mir bis dahin völlig fremd waren. Im folgenden Jahr erwarb ich die Fluglehrerlizenz für Gleitschirm und Tandem-Fliegen. Danach lernte ich den D-Bag Jump und die Acro Manöver sicher zu performen. 2005 nahmen wir zum ersten Mal an den FAI World Aerobatics Tour Wettbewerben teil. Es war auch das erste Mal, dass wir uns mit all den anderen Acro-Piloten getroffen haben, die uns beim Vorankommen sehr geholfen haben und uns einen riesigen Anstoß gaben, auch in den nächstes Jahren weiter zu konkurrieren. 

Gábor Kézi und ich wählten U-Turn als Ausstatter, um die bestmögliche technische Unterstützung zu bekommen, gute Ergebnisse zu leisten und unsere Ziele zu erreichen. Wir haben, ohne Zweifel, den erfahrensten Designer von Acro-Schirmen hinter uns. Bei der Zusammenarbeit mit Ernst Strobl können wir sicher sein, dass wir die richtigen Hilfsmittel bekommen, die unseren Bedürfnissen entsprechen und jedem Piloten, der die Schirme ausprobiert, ein Lächeln auf´s Gesicht zaubert.

Soweit zum Leben und der Entwicklung des jungen Acro Piloten. Heute in Pal Takats Weltmeister im Paragliding, hat viele neue Rekorde aufgestellt, so unter anderem den mehrfachen Looping (Infinity-Tumbling) im Tandem-gliding über dem Walensee in der Schweiz. 

Lesen Sie dazu das Interview mit Denise Jeitzinger vom 10.08.2010:

«Der Notschirm hätte nichts mehr genützt»

Die Gleitschirmpiloten Pal Takats und Gabor Kezi haben als erste Menschen der Welt die Akrobatikfigur Infinity-Tumbling geschafft – im Tandem. Drei Tage danach schmerzt Takats' Körper immer noch.

Pal Takats, während Ihres Weltpremieren-Sprungs über dem Walensee haben Sie «It is really heavy» geschrien. Die Belastung schien extrem zu sein. Wie fühlt sich das konkret an?

Bei dieser Akrobatikfigur, Infinity-Tumbling, ist der Körper der sechsfachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Das bedeutet, wenn ich 70 Kilogramm schwer bin, drücken 420 Kilogramm auf mich. Das spüre ich heute noch. Mein Körper ist ziemlich kaputt. Vor allem der Rücken und die Schultern schmerzen. 

Wie wenn sich jemand auf Sie draufgesetzt hätte?

Ja, einfach sechsmal schwerer. 

Warum tun Sie sich das denn an?

Weil es Spass macht. Es ist ein super Gefühl, und ich bin froh, dass wir es geschafft haben. 

Hätte etwas schieflaufen können?

Ja. Beim ersten Versuch im Mai wurde unser Schirm komplett zerstört. Obwohl der Schirm hoch gesichert war, sind 80 Prozent der Leinen auf einmal gerissen und wir mussten den Notschirm öffnen. Klar gibt es viele Gefahren. Aber wir beide fliegen diese Figur schon seit vier Jahren mit unseren Soloschirmen. Zur Sicherheit hatten wir zwei steuerbare Tandemnotschirme dabei. 

Hatten Sie keine Bedenken, dass die Leinen wieder reissen könnten?

Wir haben einen neuen Prototyp erhalten mit viel stärkerem Innenbau. Die Leinen halten nun acht Tonnen. Im Mai waren es nur drei Tonnen. Der Schirm ist eigentlich ein Serienmodell, das extra für uns auf 31 Quadratmeter vergrössert wurde. Normal sind bei Akrobatikschirmen 18 Quadratmeter. 

Besteht nun nicht die Gefahr, dass Sie Nachahmer finden könnten, die sich verletzen könnten?

Nein, denn der Schirm wird nicht zu kaufen sein. Es ist extrem schwierig, ihn zu beherrschen. Weil er so gross ist, ist etwa der Druck auf die Steuerleinen viel grösser, bis zu 50 Kilogramm. Man muss also sicherstellen, dass er nicht in falsche Hände gerät. 

Wie kamen Sie auf die Idee?

Wir sind Profigleitschirmpiloten und versuchen, unsere eigenen Grenzen und auch die Grenzen des Sports immer weiter zu pushen. Es war die letzte grosse Herausforderung, die man mit Akrobatikschirmen fliegen kann. Einige der besten Piloten der Welt haben es schon versucht oder zumindest darüber nachgedacht. Es war klar, dass es irgendjemand versuchen würde, und wir wollten die Ersten sein, die es schaffen. 

Was genau ist an der Figur Infinity-Tumbling so schwierig?

Man steht ja senkrecht über dem Schirm, und es braucht eine präzise Führung des Schirms, damit er nicht zusammenklappt. Das wäre sehr gefährlich. Es ist relativ schnell passiert, dass man in den Schirm hineinfällt. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte. 

Dann bliebe noch der Notschirm?

Nein, der würde nichts mehr nützen. Es sind leider auch schon Piloten deswegen gestorben, weil sie den Notschirm nicht mehr ziehen konnten. 

Haben Sie vor dem Start daran gedacht?

Natürlich. Aber wir üben diese Figur schon ziemlich lange, und so konnten wir ziemlich sicher sein, dass nichts Schlimmes passieren würde. 

Wie lange haben Sie sich vorbereitet?

Die Idee tragen wir schon seit zwei Jahren mit uns herum. Allein für das Material haben wir monatelang mit den Konstrukteuren unseres Sponsors zusammengearbeitet. Dies hat am meisten Zeit in Anspruch genommen, weil der Schirm so speziell ist und wir verschiedene Dinge einbauen mussten, etwa ein doppeltes Steuerungssystem, die beiden Notschirme und die Kameraausrüstung. 

Warum haben Sie die Weltpremiere in der Schweiz versucht?

Ich lebe seit drei Jahren hier und Gabor Kezi seit einem. Wir arbeiten beide bei einer Gleitschirmschule in Weesen. Der Walensee ist sehr optimal, da die Luft über dem Wasser ruhiger ist und wir relativ sanft hätten landen können, falls wir den Notschirm hätten ziehen müssen. Das wär dann ein gemütlicher Badespass geworden. 

Sind Sie nun ein Held in der Gleitschirmszene?

Wir waren schon vorher ziemlich berühmt, aber nun haben wir nochmals bewiesen, dass wir vorne dabei sind. Wir haben einen sehr grossen Schritt für unseren Sport gemacht und gezeigt, dass auch fortgeschrittene Figuren möglich sind. 

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Wir üben nun weiter. Das Ziel ist es, dass wir diese Figur bald allein ausführen können und ihn als Tandemsprung anbieten können. Das Schwierigste ist das Ein- und Ausleiten der Figur wegen der grossen Kräfte, die auf die Steuerleinen wirken. Sobald wir das im Griff haben, sollten wir in Zukunft jedermann und jederfrau zum Infinity-Tumbling mitnehmen können.

Fliegen im Film

Die Akrobatik von Pal Takats und Gabor Kezi wird diesen September auch im Film «Playgravtiy II» der Brüder Martin und Walter Bäbler zu sehen sein (playgravity.com).

Weltrekord über dem Walensee / Schweiz

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